Peh Err

„Guten Tag, hier ist die Kanzlei Icks Üpsilon & Partner, wir wollen in unserer Kommunikation professioneller werden." Das ist ein guter Anfang, denke ich dann, und freue mich erst einmal, dass ich dabei helfen kann. Dann frage ich die Person am anderen Ende der Leitung ein bisschen aus, warum sie denn meinten, sie seien nicht professio­nell genug und was sie denn bisher wie gemacht haben. Und danach geht es ans Eingemachte. Wie denn so ihre Vorstellungen seien. Und von hier an geht es dann manchmal nicht mehr weiter. 

Disclaimer: Was ich im Folgenden schreibe, betrifft die Kanzleien, bei denen es nicht weitergegangen ist. Es betrifft aus­drücklich nicht die, mit den wir teilweise schon lange und sehr gerne zusammen arbeiten. 

In Erstgesprächen mit Anwaltskanzleien fällt oft der Satz: „Wir möchten öfter in die Medien.“ Das verstehe ich. Da können wir auch grundsätzlich etwas machen. Und doch ist der Satz erst einmal genauso präzise, wie der des Mandanten, der bei Ihnen auf der Matte steht, und sagt: „Ich brauche einen Anwalt." 

Also nähern wir uns an. „Wir wollen was zum Gesellschaftsrecht sagen, ja und zu Nachfolge." Das hilft schon einmal, da haben wir eine Richtung. Nur: Wenn wir nun bei einem Medium für Sie anrufen und sagen: „Unser Kunde möchte etwas zu Nachfolge schreiben“, ist das halt so, als würden Sie der Gegenseite in einem Rechtsstreit schreiben: „Unser Mandant sieht das anders, mit kollegialen Grüßen".

Also sagen wir: Ja, geht, ist ein bisschen Arbeit. Wir müssen dann jetzt mal sammeln, was uns zu Gesellschaftsrecht oder zu Nachfolge einfällt, was konkret, aktuell und spannend ist für jemanden, der die Medien liest, in die Sie hinein möchten.

Manche Anwälte sagen dann: „Tja, nicht unser Problem, dafür bezahlen wir ja Sie, und weil Sie die Kontakte haben, kann das ja nicht so schwierig sein.“ Das wiederum ist dann ungefähr so, als würden Sie Ihrem Mandaten ver­sprechen: „Ach, das Bieterverfahren kriegen wir locker zu Ihren Gunsten gedreht, ich spiele mit dem Counsel der Gegenseite seit zwei Wochen Tennis.“ Kann funktionieren. Funktioniert aber in der Praxis selten. 

Also: Wir müssen arbeiten, damit es was wird. Möchten Sie das nicht – kein Problem. Aber dann ist Themenarbeit eher nichts für Sie.  

Die meisten Kanzleien gehen hier aber noch mit und sagen: „Klar, verstehen wir, da liefern wir Ihnen schon die Themen – da gibt es ja tonnenweise Themen.“

Super, sage dann ich, Tonnen sind freilich nicht nötig, es reichen erst mal ein, oder zwei. Manche Anwälte rufen dann nie wieder an.

Also drehen wir die Sache um: Sie möchten etwas sagen oder schreiben, wissen aber noch nicht genau was und vor allem nicht wie und wo. Das ist völlig in Ordnung. Denn Sie sagen Ihren Mandanten ja auch: „Sie müssen nicht selber das Aktiengesetz durchackern, dafür haben Sie ja uns.“

Also dürfen Sie als Anwalt, der Medienarbeit machen möchte, zunächst natürlich erwarten, dass wir Ihnen vorschlagen, was im Bereich Gesellschaftsrecht oder Nachfolge gerade interessant sein könnte. Und das teilen wir Ihnen dann mit.

Spätestens dann aber müssen Sie mit einsteigen. Dazu müssen Sie erst einmal lesen, was wir Ihnen vorschlagen und das möglichst zeitnah. Sie müssen überlegen, ob Ihnen dazu etwas einfällt. Sie müssen das dann auch verständlich zu Papier bringen oder mündlich erklären können. Und: Sie müssen sich die Zeit dafür nehmen, das nicht nur anzukündigen, sondern auch wirklich zu tun.

Können oder wollen Sie das nicht, wird es schwierig. Dann ist unsere Verbindung meist nicht von Dauer. – Was tun Sie, wenn Ihr Mandant, Ihre Memoranden nicht liest und Sie ihn fast nie erreichen können, wenn es etwas abzustimmen gilt? 

Überhaupt der lästige Faktor Zeit: Sie wissen, was Sie wollen. Wir haben das verstanden. Wir haben ein Thema. Sie haben unsere Idee gelesen und gesagt: „Toll, das will ich!“ Wir haben ein Medium gefunden, besten­falls genau das, in dem Sie immer schon mal was sagen oder schreiben wollten, und jetzt dürfen Sie genau das schreiben oder sagen, was wir zuvor abgestimmt haben. 

Und dann sagen Sie: „Oh, das tut mit leid, in den nächsten drei Wochen geht bei mir leider gar nichts.“

Wie regieren Sie, wenn der Mandant Sie losgeschickt hat, ein Problem für ihn zu lösen und Sie tun genau das und dann sagt der Mandant: „Ach, das Problem, das ist doch nicht so eilig und vielleicht ist es auch gar keins; vielleicht ein anderes Mal.“

Sie rechnen dann vielleicht Ihre Stunden ab. Aber so richtig glücklich sind Sie nicht, oder?

Um das klar zu sagen: Mandanten gehen vor. Immer. Aber wie jede Beziehung sollte man auch seine Beziehungen zu Medienvertretern pflegen. Einmal weggeduckt, schnappt sich schnell ein Mitbewerber den nächsten Slot. Und wenn es hart auf hart kommt, sind nicht nur Sie raus aus dem Spiel, sondern schlimmsten­falls gleich Ihre ganze Kanzlei.

Natürlich tun wir alles, um solche Situationen zu vermeiden. Aber ohne Ihre Mitwirkung wird es mit der Präsenz in der Presse nichts.

Wer also sagt „Wir wollen in die Medien“, der muss auch wissen: Das ist ein bisschen Arbeit. Nicht nur für uns. Vor allem auch für Sie.

Silke Haars Kommunikation

Public Relations for the Legal Profession

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